bushido
Bushido, der Weg des Kriegers, bezeichnet heutzutage den Verhaltenskodex und die Lebensphilosophie des japanischen Militäradels der Feudalzeit - den Samurai, ähnlich dem europäischen Konzept der Ritterlichkeit. Seine Popularität und Bekanntheit verdankt der Begriff in besonderer Weise dem 1899 in englischer Sprache entstandenen Werk Bushido - the Soul of Japan von Inazo Nitobe. Nach den Ausführungen dieses Werkes ist Bushido ein ungeschriebener Kodex. Bushido ist also der Kodex jener moralischen Grundsätze, welche die Ritter beachten sollten. Es ist kein in erster Linie schriftlich fixierter Kodex. Er besteht aus Grundsätzen, die mündlich überliefert wurden und nur ausnahmsweise aus der Feder wohlbekannter Ritter oder Gelehrter flossen. Es ist ein Kodex, der wahrhafte Taten heilig spricht, ein Gesetz, das im Herzen geschrieben steht. Bushido begründet sich nicht auf die schöpferische Tätigkeit eines fähigen Gehirnes oder auf das Leben einer berühmten Person. Es ist vielmehr das Resultat organischen Wachsens in Jahrhunderten militärischer Entwicklung.
Am stärksten war die Prägung des Bushido während der Edo-Zeit, also während des langen Friedens unter dem Tokugawa-Shogunat.
Die Philosophie des Bushido beeinflusste einige Kampfkünste, die mit den Waffen der Samurai ausgeführt werden, wie auch waffenlose Systeme, zum Beispiel einige Ju Jutsu- und Karate-Do-Stile. Geprägt wurde diese Philosophie wiederum vom Zen.
Die sieben Tugenden
Gi
Yu
Jin
Rei
Makoto
Meiyo
Chugi
Die fünf Hauptforderungen
- Treue, Treue gegenüber deinem Herrscher und Heimatliebe, Treue und Achtung vor den Eltern, Treue zu dir selbst, Fleiss
- Höflichkeit, Liebe, Bescheidenheit, Etikette
- Tapferkeit, Härte und Kaltblütigkeit, Geduld und Ausdauer, Schlagfertigkeit
- Offenheit und Aufrichtigkeit, Ehrgefühl, Gerechtigkeit
- Einfachheit, Reinheit
Manche religiös orientierte Schriften ordnen das Bushido auch in sieben Tugenden, entsprechend den sieben grossen Kami des Shinto: Ehrlichkeit, Mut, Mitgefühl, Höflichkeit, Ehrhaftigkeit, Aufrichtigkeit und Loyalität.
Eine ebenso wichtige Grundlage ist Shin, der Geist. Im Japanischen wird der Geist mit dem Begriff Shin bezeichnet. Shin ist aber nicht nur ein Wort oder ein Begriff sondern umfasst viel mehr. In Zusammenhang mit den Kampfkünsten ist es sehr schwierig ein einzelnes, alleiniges Kapitel darüber zu schreiben. Die Zusammenhänge sind viel grösser und die Bedeutung des Shin in der Kampfkunst tritt überall dort hervor, wo man über mehr als nur die Technik, oder das Handwerk spricht oder schreibt. Eben dort wo man über das Rationelle hinaus geht und vom Do der Kampfkunst, den geistigen Aspekten aller Kampfkünste, Budo spricht. Der Geist selbst lässt sich sehr schwierig beschreiben, er ist formlos. Und doch kann er manchmal Form annehmen.
Bushido heute
Bushido fordert eine bedingungslosen Unterwerfung des Individuums unter einen Fürsten oder ein Ordnungsprinzip. Daher wird Bushido vor allem in der westlichen Gesellschaft von vielen als nicht mehr zeitgemäss angesehen. Bushido hat heute aber durchaus noch seine Bedeutung in den traditionellen japanischen Kampfkünsten. In der Auseinandersetzung in den Kampfkünsten ist der Gegner deshalb nicht als Feind zu betrachten. Er soll vielmehr als Freund gesehen werden, der es einem ermöglicht, seine eigenen Fähigkeiten zu erproben.
Das Prinzip des Bushido ist jedoch weitreichender als aus dem vergangenen zeitlichen Kontext Japans überliefert worden ist. Die besonders skeptisch betrachtete Treue meint die Loyalität der eigenen Prinzipien und Herkunft gegenüber, was in damaliger Zeit das Kaisertum als höchste Instanz der kulturellen und ethnologischen Wurzeln, sowie der Philosophie war. Heute muss man sich die grundsätzliche Frage nach Werten in hoch industrialisierten Staaten stellen. Der Wandel zum demokratisch-kapitalistischen System nach westlichem Vorbild verbunden mit hohen Luxusangeboten und -Ansprüchen verdrängt immer weiter das Bewusstsein für ausserwirtschafliche Aspekte des Lebens. Religion, in welcher Form auch immer, wird verdrängt und als kulturelles, beziehungsweise traditionelles Anhängsel verdrängt. Hier setzt das Bushido an und manifestiert die Treue zu Wert und Leben. Der Aspekt der "Treue zu dir selbst", ausgelegt als Fleiss, lässt sich ebenso schnell missdeuten. Hier ist das Bewusstsein für sich selber als Mensch, Familienmitglied und liebender Mensch gemeint, der sich nicht aufgibt und Ziele im Leben hat. Der Fleiss ist eine Facette zur Erreichung dieser Ziele, endet aber im Leistungswahn, welcher wieder zum Selbstverlust des Menschen führt. Im modernen Japan findet ein Prozess der "Selbstfindung" statt auf der Suche nach Prinzipien wie sie das Bushido liefert. Er bezeugt den Selbstverlust der Japaner, aber auch anderer Länder und Völker, welcher während der Verwestlichung einsetzte und in asiatischen Ländern Wellen von Nationalbewegungen auslöste und unter anderem in Europa in der Suche nach Übernatürlichen sein Pendant findet.
Mit den heutigen weltweiten Massenbewegungen der Menschen sind selbst westliche Staaten wieder in diesen Prozess der Selbstfindung geraten.
Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit
Mut
Güte
Höflichkeit
Wahrheit und Wahrhaftigkeit Shin Wahrheit und Wahrhaftigkeit
Ehre
Treue Chu Pflicht und Loyalität
boryaku
heiho
boryaku bezeichnet die Strategien und Taktiken aller Art in den Kampfkünsten, speziell im Ninjutsu. Dies kann im Kampf selber sein aber auch politisch oder in grossen Militär-Aktionen. In einzelnen Kampfkünsten wird auch der Begriff heiho verwendet, so zum Beispiel im Ninjutsu.